Die kleinen Laternen
Es war der 23. Dezember, und in einem kleinen Dorf herrschte geschäftiges Treiben. Die Menschen bereiteten alles für das Weihnachtsfest vor: Lichter wurden aufgehängt, Plätzchen gebacken, und Kinder übten Lieder für die Feier im Dorfzentrum. Nur eine Person war fast unsichtbar, wie so oft: die alte Maria. Sie lebte zurückgezogen in einem kleinen Haus am Waldrand und hatte kaum Kontakt zu den Dorfbewohnern.
Die meisten Menschen im Dorf nahmen sie kaum wahr. Manche tuschelten sogar hinter ihrem Rücken, dass sie komisch sei, weil sie nie zum Dorffest kam und keine Lichter an ihrem Haus aufhängte. Doch in Wahrheit hatte Maria ihr ganz eigenes Ritual: Jeden Dezember bastelte sie Laternen aus buntem Papier, die sie am Abend des 24. Dezember am Wegrand aufstellte.
An Heiligabend zog eine unerwartete Kältewelle durchs Dorf. Der eisige Wind brachte Schnee und Dunkelheit mit sich. Die Kinder, die sich so auf die Feier gefreut hatten, mussten sich enttäuscht auf den Heimweg machen, weil die Strassen zu gefährlich wurden.
Doch als sie den Weg zurückliefen, entdeckten sie etwas Wunderschönes: kleine Laternen, die wie magische Sterne den verschneiten Weg beleuchteten. Das Licht war so warm und freundlich, dass die Kinder anhielten und die Laternen bewunderten. Sie bemerkten, dass jedes Licht eine kleine Botschaft enthielt:
„Du bist wichtig.“
„Sei freundlich zu dir selbst.“
„Finde Zeit für deine Träume.“
Die Kinder erzählten zu Hause ihren Eltern von den wundersamen Laternen. Nach und nach folgten die Dorfbewohner dem Weg bis zu Marias Haus. Als sie vor ihrer Tür standen, klopften sie vorsichtig an. Maria öffnete, überrascht von dem plötzlichen Besuch.
„Das waren Sie, oder? Die Laternen? Sie haben unser Weihnachten gerettet“, sagte eine Mutter dankbar.
Maria lächelte verlegen. „Ich habe die Laternen immer für Menschen gemacht, die sie vielleicht brauchen.“
Die Dorfbewohner luden Maria ein, Heiligabend mit ihnen zu feiern. Zum ersten Mal in vielen Jahren sass sie nicht allein, sondern inmitten von warmherzigen Menschen, die ihr nun mit ganz neuen Augen begegneten.
Die kleinen Laternen wurden von diesem Jahr an eine Tradition im Dorf: Jede Weihnacht leuchteten sie von nun den Weg zu einem Ort, an dem Menschen zusammenkamen und das Wesentliche feierten – nämlich Freundschaft, Mitgefühl und die Magie kleiner Gesten.